
Es gibt einen Grund, weshalb Leute aus der ganzen Welt nach Berlin reisen, um feiern zu gehen. Das ist natürlich zum einen die gute Musik, zum anderen aber der sehr "andere" Charakter der Clubs. Neu zugezogene versumpfen hier ja auch gerne mal während ihres ersten halben Jahres. Und das liegt einfach daran, dass die richtig guten, wie zum Beispiel das Berghain oder der ehemalige Kater Holzig es schaffen, die Realität komplett auszusperren. Dass das die Leute zieht, haben die meisten Clubbetreiber erkannt und versuchen es nachzumachen – schafft natürlich nicht jeder, vor allem weil sie sich an den echten Größen messen lassen müssen: Zum Beispiel am Sisyphos in der Hauptstraße in Rummelsburg, dem Gottkönig der Verspultheit. Jeder, der auch nur ein bisschen Zeit in Berlin verbringt, der hört auch irgendwann vom Sisy. Das hat zur Folge, dass die Schlange zu den Stoßzeiten eklig lang werden kann, aber Warten lohnt sich selten so wie hier.
Auf dem Gelände der alten Hundekuchenfabrik ist ein riesiger, schillernder Spielplatz für Erwachsene entstanden, ziemlich verwinkelt und voller versteckter Ecken. Wer das erste Mal hier ist und auch noch abends ankommt, der wird erst mal eine Weile brauchen, um sich zu orientieren.
Das Sisyphos ist ein bisschen wie ein Rummelplatz auf Acid: Abgefahrene Deko, Aussichtsplattformen, beleuchtete Bäume, Sitzgelegenheiten an allen Ecken und Enden, wenn die Füße vom Tanzen weh tun, eine psychedelische Lightshow auf den Floors, Wasser inklusive Sandstrand – you name it. Und auch hier gilt eben das Prinzip, dass die Realität draußen bleiben darf. Wer will, der kann im Sisy ein ganzes Wochenende verbringen, es gibt dafür auch einen Kiosk und etwas zu essen. Besonders gut ist es hier übrigens im Sommer, wenn man auch draußen sitzen kann. Dann lohnt es sich auch, einfach mal am Sonntag zur entspannten Afterhour reinzuschneien.
Die Preise sind auf durchschnittlichem Berliner Clubniveau, der Eintritt mit üblicherweise zehn Euro auch – erfreulich sind die entspannten Türsteher. Wobei diese Entspanntheit vielleicht auch auf das entsprechend relaxte Publikum zurückzuführen ist: Technoprolls sucht man hier vergebens (gut, die sucht ja auch keiner). Vielmehr findet man hier ein buntes (und fröhliches) Potpourri an Hipstern, Hängengebliebenen, Feierveteranen, Studenten, Touristen und Hippies, die Glitzerglitzerfeen, auf die man zuvor eher im Kater getroffen ist, eingeschlossen. Die Stimmung ist eigentlich immer relaxed; und je weiter so ein Wochenende fortschreitet, desto mehr Leute chillen irgendwo. Denn ja, man kann hier durchfeiern.
Musikalisch geht es ohne viel Federlesens zur Sache: Hier ist tanzen angesagt, für die Technoklatsche sorgt der jeweilige DJ. Die Gangart ist meistens etwas härter, wobei es zwischendrin durchaus auch entspannte Momente gibt. Dazu werden immer mal wieder schräge Shows geboten, die manchmal regelrecht burlesque wirken, immer aber echt surreal. Wer das Sisyphos noch nicht kennt, der sollte sich auf jeden Fall mal ein Wochenende Zeit nehmen, sich die Schlange antun und eintauchen in einen der verspultesten (und eindeutig besten) Clubs Berlins. Spätestens wenn man sich nach dem Tanzen auf einem dunklen Floor voller Lichteffekte, die vom Zuschauen schon dicht machen, durch das Hundekuchefabriklabyrinth nach draußen gekämpft hat um frische Luft zu schnappen und sich auf eines der Sofas in diesem durchgeknallten Abenteuerspielplatz für Erwachsene fallen lässt, dann hat einen der Laden in seinem Bann.
Sisyphos
Hauptstr. 15
10317 Berlin
www.sisyphos-berlin.net
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