
Mittwoch, kurz vor 11.00 Uhr in Hamburg Altona.
Hier ist es ziemlich grau und hässlich und außer einer Apotheke, einem Waschsalon, einem Aldi und sonstigen, auch eher uninteressanten Geschäften, gibt es kaum einen Grund, sich hierher zu verirren, außer man wohnt hier oder fährt mit einem der zahlreichen Busse zu anderen, spannenderen Orten Hamburgs.
Nichts desto trotz versammeln sich einige Leutchens vor den Türen des Kleidermarktes und warten sehnsüchtig darauf, dass sich die Mitarbeiter bequemen, endlich den Shop zu öffnen.

Warum hier gerade alle so durchdrehen?
Es ist Mittwoch und das heißt im Kleidermakrt Hamburg gibt es Happy Hour Vintage Shopping zwischen 11.00 und 16.00 Uhr, bei 30% Rabatt auf die gesamte Ware.
What? Die gesamte Ware? Ja, und das ist nicht wenig.
Auf 1500qm stapeln sich hier die Secondhand Klamotten in einer Auswahl die einen schwindelig werden lässt.
Man sollte tatsächlich genügend Zeit und Muße mitbringen, wenn man vor hat hier zu shoppen, denn die Menge ist, möchte man alles mal sehen und anfassen, in einer Stunde nicht zu bewältigen.
Vom Wintermantel in Fakefur, bis hin zu Omas Neglige von anno dazumal findet man hier alles, was das Herz eines Vintage Fans höher schlagen lässt und das in allen Ausführungen, Formen und Farben die man sich vorstellen kann.
Alleine die Abteilung für Kleider erstreckt sich über ca. 20 Meter.
Danach geht es weiter mit Collegejacken, Röcken, Schuhen und Accessoires.
Auch die Herren der Schöpfung finden im Kleidermarkt Hamburg reichlich Auswahl an Teilen die mal in waren, dann 20 Jahre keine Sau interessiert haben und in denen man jetzt wieder alle neidischen Blicke der professionellen Partygänger auf sich zieht.

Das Thema Vintage ist ja eh so eine Sache.
Vor einigen Jahren wurde es plötzlich richtig „supergeil“ secondhand zu shoppen, um so seine Individualität für alle sichtbar zu machen. Am allerbesten handelt es sich bei den Teilen um High-End Labels die in den 80er und 90er Jahren mal richtig groß waren und momentan eine Art kleines Revival erfahren, wie beispielsweise Versace, Kenzo und MCM.
Entdeckt man dann eine Klamotte der gerade angesagten Marken und schießt dabei auch noch ein absolutes Schnäppchen, da der Verkäufer gar nicht schnallt, auf was für einem Schätzchen er da gerade sitzt, ist die Freude natürlich groß.
Auf den Zug sind geschäftstüchtige Insider natürlich aufgesprungen und heute hat man in den einschlägigen Boutiquen, sowie auf ebay und Konsorten manchmal das Gefühl, das angebotene Secondhand Teil ist teurer, als es ursprünglich mal gekostet hat.
Zu einer Zeit, in der es dann auch noch schwierig geworden ist, einen vernünftigen Flohmarkt zu finden, der nicht entweder, a) von Hökern überlaufen ist, die Steckdosen und Batterien verkaufen, oder b) wo die Ware zu unverschämt hohen Preisen angeboten wird, ist der Kleidermarkt tatsächlich wieder eine Alternative geworden.
Klar, die Preise sind mit Humana, oder den Kiloshops vom Deutschen Kreuz nicht zu vergleichen, da hat sich der Kleidermarkt Hamburg in den letzten Jahren doch zu sehr zum „wir sind auch trendy“ Store gewandelt, aber gerade die Filiale in Altona hat noch etwas vom alten Charme, so wie man es von früher kennt.
Die Mitarbeiter sind ein bunt zusammengewürfelter Haufen aus Hipstermädels und leicht verschrobenen Anfang 50 Damen und auch die Kunden kommen aus allen möglichen Schichten.
Hier kauft der stadtbekannte Transvestit ein, genau wie die Hartz 4 Familie und die Fashion-Bloggerin aus St.Pauli und jeder freut sich über ein neues Teil im Schrank und das auch noch einschließlich Happy Hour Rabatt.
Kleidermarkt
Max-Brauer-Allee 174
22765 Hamburg
Mo-Fr: 11-19 Uhr
Sa: 11-18 Uhr
http://kleidermarkt.de/places/hamburg
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